Beim Packen seines Koffers durfte Jannis Richter ein Kleidungsstück keinesfalls vergessen: das Trikot, das die Chemnitzer C-Junioren ihrem nach Magdeburg wechselnden Teamkollegen zum Abschied schenkten.
Foto: Andreas Bauer
Es gibt viele Sportarten, in denen sich Jannis Richter ausprobierte. Hängen geblieben ist er in einer, die den 14-jährigen Gornauer nun in den Nachwuchs des amtierenden Deutschen Handball-Meisters führt.
Gornau. Als der SC DHfK Leipzig vor zwei Jahren sein letztes Saisonspiel in der 1. Bundesliga gerade hinter sich hatte, waren die Trikots der Spieler heiß begehrt. Jannis Richter kam etwas zu spät, durfte aber letztlich doch übers ganze Gesicht strahlen. "Lukas Binder, der Linksaußen von Leipzig, hat mir seine Schuhe geschenkt", berichtet der junge Gornauer, für den sich diese Aktion im Nachhinein als Wink des Schicksals erweist. Denn mit 14 Jahren schickt er sich nun an, in die Fußstapfen von Spielern wie Lukas Binder zu treten. Dass diese zu groß für ihn sind, ist zu bezweifeln. Schließlich passten ihm die Schuhe mit der Größe 46 nur ein paar Monate. Inzwischen ist die 49,5 fast schon zu eng.
Mit einer Größe von 1,93 Metern überragt der Blondschopf die meisten Spieler seiner Altersklasse. Unter dem Radar der Scouts zu fliegen, war aber auch deshalb kaum möglich, weil Jannis Richter zuletzt gleich in zwei Mannschaften für Furore sorgte. Während er für die C-Junioren des SSV Chemnitz-Rottluff regelmäßig in der Landesliga traf, half er dem EHV Aue in der B-Jugend-Regionalliga mit seiner starken Physis vor allem in der Defensive. "Meistens hatte ich zwei Spiele pro Wochenende", sagt der junge Erzgebirger über eine Leidenschaft, die er erst mit Verspätung und etwas Glück für sich entdeckte.
Wie sein Opa, der einst in der DDR-Liga das Krumhermersdorfer Tor gehütet hatte, und sein Vater war auch Jannis Richter zunächst als Fußball-Keeper aktiv. Zu Grundschulzeiten sammelte er als Schachspieler sowie als Ringer des RSK Gelenau Erfolge, wurde auf der Matte sogar Landesmeister und mitteldeutscher Vizemeister. "Aber irgendwann hatte ich darauf keine Lust mehr", so der gebürtige Zschopauer, dessen Hortnerin - zugleich als Trainerin im Handball engagiert - den entscheidenden Anstoß gab. "Weil ich so groß war, meinte sie, ich könnte es doch mal als Handballer versuchen", sagt das Multi-Talent, das mit dieser Sportart bis dahin nichts am Hut hatte: "Aber das erste Training lief gleich super."
Von Anfang an kam Jannis Richter seine Größe zugute. "Ich habe den Ball bekommen, mich gedreht und einfach geworfen", erinnert sich der Gornauer an seine ersten Kreisligaspiele in der E-Jugend für Chemnitz-Rottluff. Rückblickend gibt er sich dabei etwas kritisch: "Mit Technik hatte das nicht viel zu tun." Ein neuer Trainer brachte eine Altersklasse höher dann sowohl die Mannschaft, immerhin Vizebezirksmeister und Sechster der Sachsenmeiserschaft, als auch Jannis Richter persönlich voran: "Da ich nun im Rückraum spielte, musste ich mich mehr bewegen." Bessere Athletik und Übersicht waren die Folge.
Spätestens nach zwei Jahren war für den jungen Hünen klar: Aufhören kommt nicht mehr infrage - im Gegenteil. Als Handballer legte er eine rasante Entwicklung hin und wurde bald in die C-Jugend-Landesauswahl berufen - doch damit nicht genug. Auch der EHV Aue war auf den robusten Torjäger aufmerksam geworden. "Für die B-Jugend haben sie einen Kreisläufer gebraucht", erklärt Jannis Richter, warum er in den vergangenen Monaten dank einer Gastspielgenehmigung gleich für zwei Mannschaften aufs Parkett lief.
Der Stress war für ihn kein Problem. Gern hätte es sogar noch etwas mehr sein dürfen von dem Gerangel am Kreis, das der Blondschopf so liebt. "Man hat immer einen Arm an der Hüfte. Aber Schubsen und auch mal ein Kommentar zum Gegenspieler gehören dazu - das macht diesen Sport aus", sagt der 14-Jährige, dessen Durchsetzungsvermögen ihn nun zum SC Magdeburg führt. Beim Deutschen Meister der Männer ist ein ehemaliger Trainer aus Chemnitz im Scouting aktiv, der den Tipp gab. Da Jannis Richter im Winter dann auch beim Probetraining überzeugte, folgte vor wenigen Tagen der Umzug ans Internat der dortigen Sportschule. "Ich bnde es cool. Alle sind sehr offen, die Trainer als auch die Mitspieler", schildert der Gornauer seine ersten Eindrücke.
Dass er künftig nur noch zweimal im Monat bei seiner Familie sein wird und so auch seinen älteren Bruder Marvin, der beim FC Erzgebirge Aue in der U 19 dem Ball nachjagt, seltener sieht, stört den Blondschopf wenig. Schließlich hat er nach vielem Suchen mit dem Handball eine sportliche Heimat gefunden, die ihm einen hohen Wohlfühlfaktor und neue Ziele beschert: "Anfangs werde ich sicherlich etwas mehr Zeit auf der Bank verbringen, aber bis zum Saisonende will ich Stammspieler sein." So will er helfen, um die Deutsche Meisterschaft mitzuspielen. "Für so einen Verein ist das immer das Ziel", sagt der Kreisläufer, der zum Erreichen der K.o.-Runde mit seinem Team aber erst einmal einen Spitzenplatz in der Regionalliga Nordost einfahren muss.
(Erschienen in der Freien Presse vom 17. August 2022)
Seit 2016 gibt es die HSG Rottluff/Lok Chemnitz. Sie setzt sich aus dem Verein SSV Rottluff und der Handballabteilung des ESV Lok zusammen. Unter der HSG hat man sich damals speziell auf den männlichen Bereich spezialisiert. "Zu unserer Spielgemeinschaft gehören derzeit 135 Jugendliche und 85 Erwachsene. Wir haben alle Klassen durchgängig besetzt. Teilweise sogar doppelt. Es gibt elf Mannschaften im Nachwuchs - von den Minis bis zur A. Die C-Jugend spielt in der Sachsenliga. Bei den Erwachsenen sind drei Teams (Sachsenliga, Bezirksliga und Kreisliga) im Spielbetrieb. Dazu kommt noch eine Alte-Herren-Mannschaft", sagte Ines Beckmann, seit 2007 Vorsitzende vom SSV Rottluff und seit 2016 auch Vorsitzende der HSG. Für die junge Handballspielgemeinschaft aus der größten Stadt im Spielbezirk Chemnitz war der bisher höchste Erfolg der Aufstieg der Männermannschaft in die Sachsenliga im Jahr 2019. "80 Prozent der Spieler stammen aus der eigenen Jugend. Darauf sind wir besonders stolz“, so Ines Beckmann. Für die HSG sind insgesamt 14 Trainer und Übungsleiter tätig. Das Klima wird als sehr gut bezeichnet. Neben dem Positiven gibt es aber auch Negatives zu berichten. "Wir haben totale Probleme in punkto Hallennutzung. Die Stadt Chemnitz kann uns nicht ausreichend Hallen zur Verfügung stellen, wo das Haftmittel Harz benutzt werden darf. Die Trainingsstätten für Handball in Chemnitz sind schlecht. Für die gesamte Jugend steht uns größtenteils nur eine Halle mit schlechten Bedingungen zur Verfügung", gestand die HSG-Vorsitzende. Die Zusammenarbeit mit dem ESV Lok wird als sehr konstruktiv und gut bezeichnet. "Wir sind eine dufte Truppe. Ich möchte dabei den Vorsitzenden vom ESV Lok, Hans-Jürgen Pahner, lobend erwähnen", ergänzte Ines Beckmann. Die Chefin wünscht sich nach der langen Corona-Pause einen baldigen Einstieg in den Trainingsbetrieb.
(Quelle: Reiner Thümmler, Handballpost Sommer 2021, Foto: Toni Polster)
Sachsen-Mitte blickt trotz des Saisonabbruchs auf eine gute Entwicklung seiner Schiedsrichter. Der angehende Abiturient Arthur Punte und sein Partner Nico Lippoldes haben es nach einem Jahr in den Nachwuchskader des HVS geschafft. Arthur und Nico wurde der Handball in die Wiege gelegt. Nicos Opa spielte erfolgreich in der DDR-Oberliga bei Motor Gohlis-Nord Leipzig und Lok Gera. Der Name Punte ist im Spielbezirk kein unbekannter. Somit war für beide die sportliche Richtung vorgegeben. Der Schiedsrichterausschuss hatte wenig Mühe, beide als Team zusammenzubringen. Schon nach den ersten Spielen der beiden Jungspunde wurde vielen im Schiedsrichterwesen klar, welches Potenzial in ihnen steckt. Durch Coaching wurde Sicherheit vermittelt und Lernanstöße gegeben. Das Feedback der Vereine belegte ebenfalls die positive Entwicklung der Jungs, bevor Corona die Saison und damit auch Einsatzmöglichkeiten für die Schiedsrichter beendete. ...
(Quelle: Lars Thomas, Handballpost, Sommer 2021 www.handballpost.de)
Mannschaft | P | T |
---|---|---|
SG LVB II | 36:0 | +171 |
NHV Concordia Delitzsch II | 30:6 | +145 |
SC DHfK Leipzig III | 23:13 | +19 |
HSG Neudorf/Döbeln | 22:14 | +3 |
SV 04 Plauen-O. II | 18:20 | +23 |
HSG R/L Chemnitz | 17:19 | -18 |
HC Glauchau/Meerane II | 16:20 | -30 |
SV Lok Leipzig-M. | 16:22 | -6 |
HSG Rückmarsdorf | 14:22 | -43 |
SG MoGoNo Leipzig | 10:26 | -140 |
Rotation Weißenborn | 9:27 | -63 |
HV Böhlen | 7:29 | -61 |